Wir kommen nach ca. 4 Stunden Fahrt (inklusive 10 min Fähre über den Titicaca-See) in La Paz, der am höchst gelegenen Großstadt der Welt, im Dunkeln an. Unser Hostel entpuppt sich als "Party Hostel", aber wir haben ja zum Glück Ohrenstöpsel. Wir merken: Wir sind einfach zu alt für sowas.
Leider gibt es im Hostel keine Küche, sodass wir uns wohl die nächsten Tage von Fast Food ernähren müssen.
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Fähren über den Titicaca-See verkehren hier alle paar Minuten. |
Um noch etwas zu Essen zu bekommen, wagen wir einen nächtlichen Rundgang durch das umliegende Viertel. Es sieht alles eher düster aus und wenige Leute sind zu Fuß unterwegs. Auf der Hauptverkehrsstraße, die La Paz von Norden bis Süden durchquert, ist wahnsinnig viel Verkehr und es stinkt nach Abgasen. Fast werden wir überfahren, denn an eine rote Ampel hält sich hier keiner. Unsere planlose Tour führt uns zur Einkaufsstraße und zum Markt. Hier endlich Großstadtleben: Essensbuden und viele Leute. Wir genehmigen uns einen "bolivianischen Döner": kleines Fladenbrot, viel Fleisch und noch mehr Zwiebeln, Mayonnaise und Chilli-Soße. Hmmm, lecker, aber macht unsere großen europäischen Mägen nicht richtig satt, also noch eine Portion Pommes hinterher.
Unser erster Eindruck von La Paz ist eher gedämpft, aber warten wir mal den nächsten Tag ab.
Bei Sonnenschein sieht alles gleich viel freundlicher aus und die Straßen sind auch viel belebter. Wir machen einen kleinen Rundweg (diesmal mit mehr Planung) zum Parlament und durch das Kolonial- bzw. Altstadtviertel. Es ist auffallend, dass wunderschöne restaurierte, gepflegte Straßen direkt neben sehr heruntergekommenen Straßen liegen:
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Theater |
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Nicht-Renoviert |
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Das koloniale Zentrum: Platz "Murillo" mit vielen Tauben und im Hintergrund das Parlament |
In allen Straßen gleich ist das riesige Gewirr aller möglichen Kabel. Da waren Fachmänner am Werk:
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Kabelsalat (harmloses Beispiel!) |
Nachmittags geht es dann noch ins Indigenen-Viertel. Hier ist alles etwas traditioneller (und touristischer). Es gibt viele Märkte, auf denen alles mögliche angeboten wird (Raubkopien, Sonnenbrillen von Ray Ben, Glühbirnen, Batterien, Mützen, Jacken, indianische Glücksbringer, Schaumküsse...). Wieder ist das Kabelgewirr zum beleuchten der Stände umwerfend. Im Wahrsten Sinne des Wortes, denn Jochen passt einfach nicht drunter durch.
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Auf dem Hexenmarkt werden Kräuter und Lamaföten als Glücksbringer verkauft. Auf den ersten Blick sehr unheimlich. |
Wieder mal ist auffallend (wie in den anderen südamerikanischen Städten auch), dass sich Geschäfte derselben Branche immer konzentriert an einem Ort befinden. So befinden sich zum Beispiel im Viertel unseres Hostels nur Läden, die Werkzeuge verkaufen. Ein paar Straßen weiter befinden sich alle Glasereien der Stadt, usw. Pech, wenn man in der Umgebung etwas anderes sucht (z.B. Wasser).
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Hier sind wir in der "Friseur-Straße": Ein Friseursalon reiht sich an den nächsten. |
La Paz hat übrigens 1 Millionen Einwohner und liegt in einem Tal-Kessel. Der Höchste Punkt von La Paz ist auf 4100m ü.NN und der tiefste rund 1000m unterhalb (das macht einen Temperaturunterschied von 10 Grad aus!). Das Zentrum liegt irgendwo in der Mitte bei 3600m ü.NN. Wachsen kann La Paz nicht mehr (außer in die Höhe). Vom Aussichtspunkt "Killi Killi" sieht man Häuser soweit das Auge reicht.
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Häuser soweit das Auge reicht. |
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Der Hausberg und rechts das höchst-gelegene Stadion der Welt, indem die Nationalmannschaft von Bolivien immer gewinnt (aufgrund der fehlenden Höhenanpassung der anderen Mannschaften). |
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Klapprige Busse quälen sich die Berge hoch. |
Noch eine Sehenswürdigkeit ist die Gefängnisstadt San Pablo in mitten des Zentrums von La Paz. Bis vor Kurzem war das Gefängnis noch für die Öffentlichkeit zugänglich, aber der Kokain-Handel wurde zu groß. Daher kann man es nur noch von außen betrachten. Marktfrauen bieten aber weiterhin den Gefangenen ihre Ware zum Kauf an.
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Schlange-Stehen vor dem Gefängnis San Pablo |
Nach 2 Tagen La Paz ist der nicht allzu gute Eindruck vom ersten Abend verblasst. Es gibt nette Cafes und Sträßchen und viele bunte Märkte. Der schneebedeckte Hausberg bietet eine schöne Kulisse.
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