Endlich wieder Internet! Wir sind nach einer Woche Dschungelabenteuer am Amazonas wieder zurück in der Zivilisation. Naja, das war jetzt etwas übertrieben: Die 40.000 Einwohner-Stadt Leticia am Amazonas ist eigentlich eine ganz normale kolumbianische Stadt. Es gibt Autos, Motorräder, Supermärkte, Restaurants und Bars und eigentlich auch Internet. Aber in unserem Hostel "Mahatu" momentan nicht. Deswegen erst jetzt wieder ein Blog-Eintrag.
Als wir vor einer Woche in Bogota das Flugzeug bestiegen um an den Amazonas in die Stadt Leticia zu fliegen (eine Landverbindung gibt es nicht; Leticia liegt 1000 km von Bogota entfernt, mitten im Regenwald am Amazonas) erwarten wir Hitze und Moskitos. Aber wie durch ein Wunder vermeldet uns der Pilot angenehme 28 Grad. Wir haben Glück, es ist die kälteste Woche des Jahres! Diese "kühleren" Tage entsprechen wohl unseren Eisheiligen... Vor Moskitos bleiben wir ebenfalls weitestgehend verschont. Der Amazonas hatte Ende Mai seinen Höchststand, bei dem das Umland überflutet wird. Der Pegel steigt dann um einige Meter an und die Moskitos sind noch nicht wieder so zahlreich wie im November/Dezember. Puuuh!
Hier unser erster Blick auf den Amazonas vom Flugzeug aus. Gigantisch! Man versteht sofort, warum die Indianer-Mythen den Amazonas als Riesenschlange bezeichnen.
Am Mini-Flughafen in Leticia angekommen, fahren wir erstmal zu unserem Hostel "Mahatu". Es ist wunderschön gelegen, am Stadtrand im Grünen. Wir fühlen uns auf Anhieb wohl.
Hostelauffahrt |
Diese Riesenschildkröte lebt im Hostelgarten |
Der Hostelbesitzer Gustavo begrüßt uns mit einer Frucht aus seinem Garten, die wir noch nie gesehen haben. "Caima" oder so ähnlich. Hmmm, lecker, saftig und süß! Gustavo vermittelt uns auch gleich einen Touranbieter, der uns eine 2-tägige Tour mit allen Amazonas-Highlights verkauft, inkl. Übernachtung bei einer Indianer-Familie des Stammes "Gamboa". Am nächsten Tag um 8.30 Uhr soll es schon losgehen und wir sind doch etwas aufgeregt. Schnell besorgen wir in Leticia noch eine Taschenlampe für die geplante Kaiman-Nachtsafari und Gummi-Stiefel für den Dschungel.
Rosalie und Trüffel am Amazonas |
Am Hafen besteigen wir unser Boot, was uns die nächsten 2 Tage von einem Ort zum andern bringen wird. Und dann sind wir auch schon auf dem Amazonas. Wahnsinn! 1600km lang, 1 km breit und etliche Meter tief. Heimat von Piranha und Riesen-Anakonda. Da vergeht uns gleich die Lust auf ein kühles Bad.
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Mit unserem Boot auf dem Amazonas |
Puerto Alegria ist wenig spektakulär. Zur Tradition gehört es, dass die Einheimischen ihre Haustiere (Affen, Faultier, Papagei, Tukan, Schildkröte, Kaiman oder Tigrillo -> kleiner Tiger, bzw. größere Katze) vorführen. Wir fühlen uns ein bisschen unwohl, als uns 15 teilnahmslose Indianer mit ihren Tieren schweigend gegenüberstehen. Die Konversation beschränkt sich darauf, dass wir fragen, wie der Affe heißt und dass der Kaiman toll aussieht.
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Dieser Affe fühlt sich sehr wohl in Jochens Haaren |
Graue Amazonas-Delfine kreuzen unseren Weg.
Eine tiefschwarze Regenwand kommt immer näher, Weltuntergangsstimmung am Amazonas. Wir machen das Boot regenfest, Plane herunter und der Steuermann zieht seinen Regenponcho über.
Schon geht das Unwetter los und innerhalb von Sekunden sind wir trotz Plane und Regenjacke klitschnass.
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All-inclusive Reise: Jochen hält die Plane |
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Bei strömendem Regen kommen wir am schwimmenden Restaurant an |
Aber wie das in den Tropen so ist, hört es nach 20 min wieder auf zu regnen und die Sonne scheint. Genauso schnell wie wir nass geworden sind, sind wir auch wieder trocken.
Nach dem Mittagessen stoßen zwei Argentinier zu uns, die die weitere Tour mit uns gebucht haben. Wir schauen uns im Restaurantgarten an Land die berühmte "Victoria Regis" an, der größten Lotusblume der Welt. Ein einzelnes Blatt kann das Gewicht eines acht Monate alten Kindes tragen.
In 10 cm tiefem Matsch waten wir, vorbei an einem zweitausend Jahre alten Baum, zurück zum Boot.
Als ich vom Boot steige, umgibt mich ein Zauber. Dieser Ort strahlt so viel Ruhe, Zufriedenheit und Harmonie aus. Man ist sich sofort sicher, dass man nicht mehr für ein glückliches Leben braucht.
Das Familienoberhaupt macht mit uns einen Rundgang durch den angrenzenden Dschungel. Mit seiner Machete schlägt er uns den Weg frei. Zuerst kreuzen zwei große bunte Papageien unseren Weg. Wusstet Ihr, dass Papageien immer paarweise unterwegs sind, und sobald einer von beiden stirbt, sich der andere mit giftigen Früchten vergiftet?
Nach dem Mittagessen genießen wir nochmal ein wenig die Dorfidylle und dann geht es auch schon weiter zum Delfin-Watching in Richtung Brasilien. Tatsächlich sehen wir graue und rosa Delfine, die unterm Regenbogen schwimmen.
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Das Mittagessen in dem schwimmenden Restaurant ist ausgezeichnet: Jochen beim Kaffee trinken und trocknen. |
In 10 cm tiefem Matsch waten wir, vorbei an einem zweitausend Jahre alten Baum, zurück zum Boot.
Weiter geht es auf einem Seitenarm des Amazonas zu unserem Nachtlager: Einem Dorf der "Gamboa"-Indianer.
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Amazonas-Seitenarm |
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Behausung unserer Gastgeber für diese Nacht |
Das Familienoberhaupt macht mit uns einen Rundgang durch den angrenzenden Dschungel. Mit seiner Machete schlägt er uns den Weg frei. Zuerst kreuzen zwei große bunte Papageien unseren Weg. Wusstet Ihr, dass Papageien immer paarweise unterwegs sind, und sobald einer von beiden stirbt, sich der andere mit giftigen Früchten vergiftet?
Wir sehen Affen und (zum Glück) keine Taranteln. Irgendwann ist dann kein Weg mehr zu erkennen und ich frage mich, ob unser Indianer den Weg tatsächlich noch weiß, denn er bleibt immer wieder stehen, um sich suchend umzuschauen. Nach anderthalb Stunden kommen wir aber dann doch wieder wie geplant im Dorf an. Das Abendessen steht schon bereit und der Fisch schmeckt unglaublich lecker!
Möbel gibt es in deren Haus übrigens keine, außer einem Esstisch für die Touristen. Die Bewohner schlafen und essen auf dem Fußboden. Wir dagegen schlafen in Hängematten mit Moskitonetzen.
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Unser Nachtlager |
Doch vor der ersehnten Nachtruhe geht es noch zur besagten Kaiman-Nachtsafari. Bei völliger Dunkelheit und strömendem Regen besteigen wir unser Boot, und es ist wahnsinnig gruselig, nachts durch den Urwald zu fahren. Überall leuchten uns Augenpaare an und die Geräuschkulisse ist angsteinflößend.
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Unser Guide (im geborgten Regencape leuchtet im Regen den Weg |
Die gelben und roten Augenpaare am Uferrand sind die der Kaimane. Unser Guide fängt einige von ihnen mit bloßen Händen. Wir warten darauf, dass ihm ein Finger abgebissen wird, aber nichts dergleichen passiert. Er scheint zu wissen, was er tut!
Plötzlich tauchen einige hundert Meter vor uns zwei riesige rote Augen auf. Man sieht sogar, wie das Tier die Lider auf- und zuschlägt - aus dieser Entfernung! Das Adrenalin steigt...
Langsam gleiten wir ohne Motor, nur mit dem Paddel, näher, bis wir beim Kopf des Kaimans angekommen sind. Dieser Kaiman muss mind. drei Meter Länge messen. Wahnsinn! Bevor wir allerdings ein Foto schießen können, wird es dem Tier zu viel und es taucht ab. Wow, was für ein Erlebnis! Jetzt sind wir wirklich reif für die Hängematte.
Der zweite Tag unserer Tour beginnt um 5 Uhr morgens mit Sonnenaufgang. Wir wollen Vögel und Affen beobachten gehen, die in den Morgenstunden ihr Frühstück suchen. Der Amazonas ist wunderschön um diese Zeit und wir sehen Adler, nach Fischen tauchende Vögel und Affen.
Danach gibt es auch für uns Frühstück und wir brechen auf, um unser Mittagessen zu Angeln. Jochen, ich und ein Indianer im Holzboot sind nach Stunden endlich erfolgreich. Ein Piranha geht uns aber nicht an die Angel.
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Der schlaue Fisch frisst den Köder ohne anzubeißen vom Haken... |
Andere sind wesentlich erfolgreicher (am Hafen von Leticia) |
Nach dem Mittagessen genießen wir nochmal ein wenig die Dorfidylle und dann geht es auch schon weiter zum Delfin-Watching in Richtung Brasilien. Tatsächlich sehen wir graue und rosa Delfine, die unterm Regenbogen schwimmen.
Very nice. Sowas ähnliches hätten wir evtl über Sylvester auch vor, allerdings scheint es über die Zeit so gut wie keine Touren zu geben =/
AntwortenLöschenWie spannend!!! Scheint ja auch mit der Sprache toll zu klappen! Das mit den Selbstmord-Papageien fand ich echt interessant.
AntwortenLöschenOh wie toll, gut, dass ihr uns auf den Affen in Jochens Haaren hingewiesen habt :-D ... so einfach hätten wir das nicht gesehen!
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