Montag, 30. Juli 2012

Wüstenabenteuer in Bolivien

Anlässlich Jochens Geburtstag und seit Wochen nächtlichem Frieren, haben wir uns nach der Rückkehr aus der Wüste in La Paz ein 3-Sterne Hotel gegönnt. Heizung, warmes Wasser (auch am Waschbecken), ein bequemes Bett und Frühstücks-Buffett. Solche kleinen Dinge sind mittlerweile der pure Luxus für uns. 
3-Sterne Hotel in La Paz
Aber nun zu unserem Wüstenabenteuer und warum wir nicht längst wieder in Peru sind.
Eigentlich sollte Bolivien nur ein kurzer Abstecher werden, aber es gefällt uns hier einfach viel besser als in Peru. In Peru hatten wir ständig das Gefühl als Tourist abgezockt zu werden. Hier in Bolivien kriegt man noch was für sein Geld und auch die Touristenattraktionen kosten nur einen Bruchteil im Vergleich zu Peru. Tja, und dann empfiehlt uns mein Arbeitskollege Holger (auf dessen frischen Spuren wir seit Cuzco wandeln) auch noch die Salzwüste (eines der neuen Weltwunder) im Süden Boliviens. Die Bilder überzeugen uns, wir specken unsere Peru-Tour weiter ab und buchen eine 3-Tages Tour in die Wüste von Uyuni.

Am Dienstag Abend geht es los. In 12 Stunden fahren wir über Nacht ins 500km entfernte Uyuni. Im Bus ist es so kalt, dass das Kondenswasser an den Scheiben gefriert. Die Straße ist nicht geteert, so dass wir ordentlich durchgeschüttelt, aber doch einigermaßen ausgeschlafen, morgens im "winterlichen" Uyuni ankommen.
Kahle Bäume im winterlichen Uyuni
Den ersten Tag verbringen wir in der Salzwüste, der größten der Welt. Es sieht aus wie im Winterurlaub, nur dass das Weiß kein Schnee ist. Aus diesem weißen Meer tauchen hier und da kleine Inseln auf. Eine davon ist die Insel "Incahuasi" (= Haus des Inka). Sehr beeindruckend sind die über 1000 Jahre alten Kakteen, die auf ihr wachsen, und der tolle Blick vom höchsten Punkt der Insel über die Salzwüste.

Der "Friedhof der Züge" in Uyuni. Mit diesen Zügen wurde früher Salz transportiert.
Das alte Eisen dient nun als Spielplatz
Unsere Jeeps
"Funny pictures 1"
"Funny pictures 2"
Blick von der Insel "Incahuasi". Die Kreise sind kleine Salzdünen.
Ich mag den "Halbmond-Kaktus" mit seiner Knubbelnase :-)

Um den Tag in der Salzwüste perfekt zu machen, schlafen wir nachts in einem Salzhotel, ein Haus komplett aus Salz gebaut. Wiedererwartend - denn Salz isoliert nicht so gut - ist es trotz Minusgraden einigermaßen warm im Hotel. Und so viel Komfort (Doppelzimmer mit Bad) hatten wir gar nicht erwartet.
Unser Zimmer im Salzhotel
Der zweite Tag beginnt morgens um 5 Uhr. Wir starten unsere Tour in die benachbarte Sandwüste Richtung chilenische Grenze, wo weitere Naturwunder auf uns warten. Zum Aufwärmen spielen wir gegen 7 Uhr Frisbee in den unendlichen Weiten Boliviens. Ein unvergessliches Erlebnis vor dieser Kulisse die Frisbee zu werfen.
Frisbee zum Aufwärmen
Die Strecke, die wir an diesem Tag zurücklegen, ist relativ groß und wir verbringen die meiste Zeit im Jeep. Als ein Reifen platzt und wir von einem Unfall in der Wüste hören wird uns klar, dass das ganze doch ein Abenteuer ist. Die alten Jeeps (in Deutschland würden die nie TÜV kriegen) mit Reifen ohne Profil, ohne Anschnallgurte, rasen durch die Wüste - Straßen gibt es keine. Wenn man es recht bedenkt: Ziemlich gefährlich! Ich bin froh, dass unser Fahrer sehr bedacht fährt. Wir kommen zwar immer als letztes an, dafür aber sicher.
Reifenwechsel
Und hier die schönsten Bilder des zweiten Tages.


Rauchender Vulkan in Chile (wir schauen von Bolivien über die Grenze)
Lavalandschaft: Jochen surft auf der Lava-Welle.
Riesen-Broccoli wächst hier ;-)
Lagune mit eisblauem Wasser 
Die Flamingo-Lagune. Hier sind tausende Flamingos zu Hause.
Noch mehr Flamingos 
Der berühmteste Stein Boliviens: "Baum aus Stein". Wind und Salz haben hier gute Arbeit geleistet. 
Die rote Lagune: Im Sonnenlicht erscheint die Lagune Blutrot, hervorgerufen wird die Farbe durch die Algen.

Das Hotel ist diesmal sehr einfach. 6-Bett Zimmer und seeehr kalt. Das Wasser aus dem Wasserhahn ist eiskalt und die Hände tun weh, auch wenn man sie nur Sekunden wäscht. Ab 21 Uhr gibt es keinen Strom mehr. Unsere Taschenlampe aus Kolumbien leistet wieder gute Dienste.
Die Nacht ist kurz, denn wieder geht es um 5 Uhr los. Warm wird uns an diesem Morgen nicht. Die Heizung des Jeeps bläst mehr Staub ins Auto, als warme Luft. Aber zum Glück warten die heißen Quellen an diesem Vormittag auf uns. Zunächst gehen wir jedoch im Sonnenaufgang auf einem Vulkan spazieren, der ziemlich raucht und brodelt. Für mich gehört dieses Erlebnis mit zu den Highlights der Tour. 

Spaziergang auf einem Vulkan. Es stinkt, dampft und brodelt.

Danach sind wir richtig schön durchgefroren und die heißen Quellen rufen zum Baden. Zuerst kribbeln die eiskalten Füße im heißen Wasser, aber nach ein paar Minuten hat man sich an die Wärme gewöhnt und das Gefühl ist einfach nur berauschend.
Baden in den heißen Quellen
Nach 30 Minuten ist es leider schon vorbei: Möglichst schnell abtrocknen und wieder in die dicken Klamotten. Noch ein Abstecher zur grünen Lagune und zur Dali-Wüste, und dann der lange Weg zurück nach Uyuni, wo wir abends wieder den Nachtbus nach La Paz nehmen.

Dali-Wüste: Sie hat ihren Namen daher, dass die Landschaft Ähnlichkeit mit den Bildern Dalis hat.
Grüne Lagune
Rückfahrt nach Uyuni.

Alles in allem war die Tour ein tolles Erlebnis. Aber wir merken langsam, dass wir zu viele Highlights in den letzten Wochen hatten und doch etwas "abgestumpft" sind. Am Anfang hat uns noch jeder Schneeberg begeistert, jetzt ist es irgendwie "normal" einen zu sehen (obwohl er sicher nicht minder beeindruckend ist). Deswegen haben wir beschlossen die letzten Tage an denen Jochen noch da ist, ruhig angehen zu lassen und uns ein bisschen vom Urlaub zu erholen. Dazu fahren wir zurück nach Peru in wärmere Gefilde. Nächster Halt: Arequipa!

Montag, 23. Juli 2012

5430m ü.NN

Bei der Höhe bleibt einem die Luft weg, aber die Aussicht ist fantastisch! Zum Glück fährt uns der Bus bis auf 5300m ü.NN. Die letzten 130 Höhenmeter erklimmen wir zu Fuß (seeeehr langsam und mit viel Geschnaufe).
Vom Gipfel des Bergs "Chacaltaya" kann man die Nevados der Königs-Kordolliere bestaunen und man sieht sogar den Titicaca-See. Über La Paz hängt eine dicke Smog-Wolke.
In den Sommermonaten Januar und Februar kann man hier sogar Ski fahren (höchste Skipiste der Welt!).

Bis hierher hat uns der Bus gebracht
Blick auf La Paz, bzw. El Alto.
Lagunen in allen möglichen Farben
Gipfel des Bergs "Chacaltaya"
Franzi und Jochen auf 5400 m Höhe!
Gletscherreste und im Hintergrund der Titicaca-See

Sonntag, 22. Juli 2012

La Paz - Der Frieden

Wir kommen nach ca. 4 Stunden Fahrt (inklusive 10 min Fähre über den Titicaca-See) in La Paz, der am höchst gelegenen Großstadt der Welt, im Dunkeln an. Unser Hostel entpuppt sich als "Party Hostel", aber wir haben ja zum Glück Ohrenstöpsel. Wir merken: Wir sind einfach zu alt für sowas.
Leider gibt es im Hostel keine Küche, sodass wir uns wohl die nächsten Tage von Fast Food ernähren müssen. 
Fähren über den Titicaca-See verkehren hier alle paar Minuten.
Um noch etwas zu Essen zu bekommen, wagen wir einen nächtlichen Rundgang durch das umliegende Viertel. Es sieht alles eher düster aus und wenige Leute sind zu Fuß unterwegs. Auf der Hauptverkehrsstraße, die La Paz von Norden bis Süden durchquert, ist wahnsinnig viel Verkehr und es stinkt nach Abgasen. Fast werden wir überfahren, denn an eine rote Ampel hält sich hier keiner. Unsere planlose Tour führt uns zur Einkaufsstraße und zum Markt. Hier endlich Großstadtleben: Essensbuden und viele Leute. Wir genehmigen uns einen "bolivianischen Döner": kleines Fladenbrot, viel Fleisch und noch mehr Zwiebeln, Mayonnaise und Chilli-Soße. Hmmm, lecker, aber macht unsere großen europäischen Mägen nicht richtig satt, also noch eine Portion Pommes hinterher.
Unser erster Eindruck von La Paz ist eher gedämpft, aber warten wir mal den nächsten Tag ab. 

Bei Sonnenschein sieht alles gleich viel freundlicher aus und die Straßen sind auch viel belebter. Wir machen einen kleinen Rundweg (diesmal mit mehr Planung) zum Parlament und durch das Kolonial- bzw. Altstadtviertel. Es ist auffallend, dass wunderschöne restaurierte, gepflegte Straßen direkt neben sehr heruntergekommenen Straßen liegen:
Theater


Nicht-Renoviert


 
Das koloniale Zentrum: Platz "Murillo" mit vielen Tauben und im Hintergrund das Parlament

 In allen Straßen gleich ist das riesige Gewirr aller möglichen Kabel. Da waren Fachmänner am Werk:
Kabelsalat (harmloses Beispiel!)
Nachmittags geht es dann noch ins Indigenen-Viertel. Hier ist alles etwas traditioneller (und touristischer). Es gibt viele Märkte, auf denen alles mögliche angeboten wird (Raubkopien, Sonnenbrillen von Ray Ben, Glühbirnen, Batterien, Mützen, Jacken, indianische Glücksbringer, Schaumküsse...). Wieder ist das Kabelgewirr zum beleuchten der Stände umwerfend. Im Wahrsten Sinne des Wortes, denn Jochen passt einfach nicht drunter durch.
Auf dem Hexenmarkt werden Kräuter und Lamaföten als Glücksbringer verkauft. Auf den ersten Blick sehr unheimlich.
Wieder mal ist auffallend (wie in den anderen südamerikanischen Städten auch), dass sich Geschäfte derselben Branche immer konzentriert an einem Ort befinden. So befinden sich zum Beispiel im Viertel unseres Hostels nur Läden, die Werkzeuge verkaufen. Ein paar Straßen weiter befinden sich alle Glasereien der Stadt, usw. Pech, wenn man in der Umgebung etwas anderes sucht (z.B. Wasser).
Hier sind wir in der "Friseur-Straße": Ein Friseursalon reiht sich an den nächsten.
La Paz hat übrigens 1 Millionen Einwohner und liegt in einem Tal-Kessel. Der Höchste Punkt von La Paz ist auf 4100m ü.NN und der tiefste rund 1000m unterhalb (das macht einen Temperaturunterschied von 10 Grad aus!). Das Zentrum liegt irgendwo in der Mitte bei 3600m ü.NN. Wachsen kann La Paz nicht mehr (außer in die Höhe). Vom Aussichtspunkt "Killi Killi" sieht man Häuser soweit das Auge reicht. 
Häuser soweit das Auge reicht.
Der Hausberg und rechts das höchst-gelegene Stadion der Welt, indem die Nationalmannschaft von Bolivien immer gewinnt (aufgrund der fehlenden Höhenanpassung der anderen Mannschaften).
Klapprige Busse quälen sich die Berge hoch.

Noch eine Sehenswürdigkeit ist die Gefängnisstadt San Pablo in mitten des Zentrums von La Paz. Bis vor Kurzem war das Gefängnis noch für die Öffentlichkeit zugänglich, aber der Kokain-Handel wurde zu groß. Daher kann man es nur noch von außen betrachten. Marktfrauen bieten aber weiterhin den Gefangenen ihre Ware zum Kauf an.
Schlange-Stehen vor dem Gefängnis San Pablo
Nach 2 Tagen La Paz ist der nicht allzu gute Eindruck vom ersten Abend verblasst. Es gibt nette Cafes und Sträßchen und viele bunte Märkte. Der schneebedeckte Hausberg bietet eine schöne Kulisse.

Google-Suchbegriff des Tages: Bolivien nackt

Die Statistiken über meinen Blog haben angezeigt, dass jemand über die Google-Suche "Bolivien nackt" auf meine Seite gelangt ist. Und tatsächlich: Wenn man dies bei Google eingibt, kommt als erster Treffer mein Blog! Bei euch auch? 
Btw: Wer von euch hat nach "Bolivien nackt" gesucht ;-)

Freitag, 20. Juli 2012

Mittelmeer oder Titicaca-See?

Wir entscheiden uns dazu, den Titicaca-See von der bolivianischen Seite aus zu erkunden, da wir von allen Seiten gehört haben, dass es dort viel schöner sei als von Peru aus. Und so überqueren wir einfach zu Fuß die Grenze nach Bolivien. 
Jochen auf dem Weg nach Bolivien
Ein erster Blick auf den Titicaca-See vom Bus aus.
Obwohl die Uhren hier in Copacabana (Bolivien) langsamer ticken, wird die Zeit eine Stunde vor gestellt. Wir sind wieder näher an Deutschland (zumindest der Zeitzone nach)!
Unser Hotel "La Cupula" ist Luxus pur nach den ganzen Hostels. Ein hübsches, gemütliches Doppelzimmer mit Heizung und Seeblick :-) Und das ganze für 10 Euro die Nacht (pro Person). Als wir dann auch noch ein Mittagsmenü für 2 Euro bekommen, fangen wir an zu zweifeln, ob wir den richtigen Umrechnungskurs im Kopf haben. Aber es stimmt: Bolivien ist einfach wahnsinnig günstig!
Unser Hotel "La Cupula" könnte auch in Griechenland stehen.
Das wunderschöne Blau des Titicaca-Sees reicht bis zum Horizont. Wenn es nicht so kalt wäre (wir sind immer noch auf ca. 4000m Höhe), könnte man glauben, man ist am Mittelmeer. Die schönen Strände laden zum Baden ein, aber bei unter 10 Grad Wassertemperatur überlegt man es sich dann doch nochmal...
Endloses Blau des Titicaca-Sees
Der Ort Copacabana ist sehr klein und recht verschlafen. Es ist eine angenehme und entspannende Atmosphäre nach den ganzen Touristenmassen in Cuzco. Und so genehmigen wir uns erst mal einen schönen heißen Tee am Hafen, schön warm eingepackt in unsere Alpaca-Pullis.

Am Hafen von Copacabana warten 1000 Tretboote darauf getreten zu werden.
Der Supermarkt von Copacabana. 
Am Abend besteigen wir den Hausberg um einen schönen Blick auf den Sonnenuntergang zu haben. Der Weg geht 30 Minuten steil bergauf, aber man wird mit einem tollen Blick auf das Dorf und den See belohnt.
Aufstieg zum Hausberg
Bucht von Copacabana in der Abendsonne
Sonnenuntergang am Titicaca-See
Von Copacabana aus lässt sich die Insel "Isla del Sol" besichtigen. Der Sage nach wurde dort der erste Inka vom Sonnengott auf die Erde gesetzt und man kann einige Ruinen besichtigen.
Die Überfahrt von Copacabana zur Isla del Sol dauert ca. 2 Stunden mit einem seeeeehr langsamen Boot. Wenn es nicht so kalt wäre, wären wir sicher schneller hin geschwommen ;-)
Aber als wir ankommen wissen wir: die 2 Stunden Bootsfahrt haben sich gelohnt!
Kleine Insel im Titicaca-See
Das Wasser ist kristallklar.
Auf dem Weg zu den Inka-Ruinen
Der See hat die verschiedensten Blau-Töne und reicht soweit das Auge sehen kann.
Strand im Norden der Insel
Inka-Tisch: Nein, hier haben die Inkas nicht dran gegessen, sonder Opfergaben gebracht.
Das sogenannte Labyrinth des Inka
Jochen und Franzi auf der Isla del Sol
Nach dem Besichtigen der alten Steine wandern wir vom Norden der Insel in den Süden, wo uns unser Boot abholen wird. Der Wanderweg dauert ca. 3 Stunden und ist sehr abwechslungsreich. Am meisten faszinieren uns die schneebedeckten Berge des bolivianischen Festlandes. Alle paar Meter müssen wir ein Foto schießen von dieser unglaublichen Schönheit der Natur.



Rosalie und Trüffel finden es auch toll hier!
Mittagsimbiss mit herrlicher Aussicht.

Traditionelles Schilfboot. 
Copacabana gefällt uns so gut, dass wir noch länger bleiben wollen, aber leider ist kein Zimmer in unserem tollen Hotel mehr frei, und so setzen wir unsere Reise am nächsten Tag nach La Paz fort.