Mittwoch, 29. August 2012

Puerto Lopez - Im Auge des Wals

Das aufregendste Abenteuer haben wir uns bis zum letzten Wochenende von Kannes Urlaub aufgehoben: Whale watching in Puerto Lopez. In den Monaten Juni - September kann man die riesigen Buckelwale vor der Küste Ecuadors beobachten, wo sie sich in den tropischen Gewässern paaren und auf ihre lange Reise in die Antarktis (und wieder zurück) vorbereiten. Dieses Erlebnis wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen und das Busticket ist schnell gekauft. 

Mit dem Nachtbus geht es am Freitag Abend nach Puerto Lopez. Der Busfahrer legt einen seltsamen Humor an den Tag, denn während der 9-stündigen Nachtfahrt werden am laufenden Band Killerwal-Filme gezeigt, bei denen jegliches menschliche Wesen ums Leben kommt. So eingestimmt aufs Whale Watching kommen wir am nächsten Morgen mehr oder weniger ausgeschlafen in Puerto Lopez an. Von dort geht es weiter ins 15km entfernte Ayampe, wo wir unsere Strand-Urwald-Lodge gebucht haben. Straßenlaternen gibt es in Ayampe kaum und so suchen wir um 6 Uhr morgens mit der Taschenlampe unsere Lodge (um 6 Uhr ist es hier noch stockdunkel!). Zum Glück besteht Ayampe nur aus 3 Straßen und wir kommen in kurzer Zeit am Hostel an. Dort werden wir (trotz der Uhrzeit) sehr herzlich empfangen und dürfen auch gleich unser Zimmer beziehen, um uns von den Strapazen der Reise zu erholen.
Unsere Hütte im Hostel "Iguana", Ayampe.
Nach 3 Stunden erholsamem Schlaf in der Lodge sind wir bereit uns der Gefahr des Whale watchings zu stellen. Im 10 Minuten Takt fahren die Boote von Puerto Lopez raus aus aufs Meer. Leider hat unser Kapitän die Hafensteuer nicht bezahlt und nach 2 Stunden Diskussion (und Korruption) mit der Hafenpolizei legen wir unverrichteter Dinge und etwas verärgert wieder am Strand an. Unser Touranbieter ist zum Glück sofort zur Stelle und bringt uns auf ein anderes Boot. Dieses macht einen wesentlich besseren Eindruck und wir sind gespannt wie ein Flitzebogen, als es dann endlich raus aufs Meer geht. 
Pelikane im Hafen von Puerto Lopez.
Die Wellen sind Meter hoch und unsere Nussschale schwankt ganz schön. Kanne fühlt sich sofort wieder heimisch (siehe Galapagos). Die Spannung im Boot steigt, als wir uns der Stelle nähern an der die Wale zuletzt gesichtet wurden. Unser Guide ermahnt uns noch die Emotionen zu kontrollieren, falls wir Wale sehen. Und dann sehen wir sie! "Oooohs" und "Aaaahs" gehen durch die Menge, als 2 riesige schwarze Körper auftauchen. Es ist schwer noch einen klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn den Auslöser der Kamera zu drücken. Man kann einfach nur gucken. Hunger, Kälte und Müdigkeit sind sofort vergessen. Die Wale bieten uns eine einmalige Show. Sie springen, zeigen uns ihre Schwanzflosse, tauchen auf und wieder ab, sprühen beim Luftholen Wasser-Fontänen. Nur wenige Meter vom Boot entfernt (man beachte: Die Wale sind größer als unser Boot, bis zu 15m lang und 35 Tonnen schwer) kann einem da schon anders werden. Und dann blickt uns auch noch ein großes schwarzes Wal-Auge an. Dieser Moment ist unvergesslich!!!

Auf unseren 100 geschossenen Fotos sind leider nur ein paar mit Wal. Hier unsere Besten:
Weibchen mit Männchen "im Schlepptau".
Hier hat Kanne grade noch die Schwanzflosse erwischt.
Der Größe nach zu Urteilen ein Wal-Männchen.
Größenvergleich Boot-Wal. Das Boot ist nur wenige Meter vom Wal entfernt.
Ansicht von hinten.
Wal im Sprung
Wale landen nach dem Sprung auf dem Rücken.
Wir können nicht genug kriegen, aber nach ca. 1 Stunde ruft unser Guide zum Aufbruch. Wir hätten noch ewig so weiter fahren können. Nur noch halbherzig schenken wir den Blaufußtölpeln auf der Rückfahrt Beachtung. 
Typischer Vogel an der Küste und auf Galapagos: Blaufußtölpel.


Den Sonntag verbringen wir hauptsächlich in der Hängematte und am Strand. Das Wetter ist bedeckt, trotzdem wagen wir ein Bad im Pazifik. Das Wasser ist angenehm warm. 
Am Strand von Ayampe: Die Tuctucs fahren einen überall hin.
Kleine Wanderung am Strand von Ayampe und zum Aussichtspunkt. 
Blick auf den Strand von Ayampe.
Obwohl es auch am Montag noch regnerisch ist, besichtigen wir den 12km entfernten Machalilla Nationalpark. Wie durch ein Wunder ist dort strahlender Sonnenschein, so dass ich nach halbstündigem Sonnenbad als Rotfußtölpel zurückkehre.  
Schwarzer Sandstrand im Nationalpark.
Schildkröten-Strand: Hier legen die Meeres-Schildkröten ihre Eier.
Badestrand "Las Frailes" im Nationalpark.
Im Tuctuc geht es zurück.
Am Montag Abend geht es dann mit dem Nachtbus zurück nach Quito. Diesmal begleiten uns keine Wal-Filme, sondern deutsche Schlager: "Moskau, Moskau, wirf die Gläser an die Wand...".

Sonntag, 26. August 2012

Konfrontationstherapie auf der Amaru Lodge

Hallo liebe Blog-Leser! Hier schreibt noch einmal Kanne, die sich unter der Woche immer alleine in die Abenteuer stürzt, während Franzis Spanisch sich zunehmend anhört, wie das der Ecuadorianer. Nachdem auch ich dem Vulkan rechtzeitig entkommen bin, landete ich nach einer achtstündigen Nachtfahrt um 5 Uhr morgens in Lago Agrio, dem Tor zum Dschungel. Ohne einen Plan zu haben, was ich machen sollte, folgte ich einfach einer Argentinierin (die ich leider kaum verstand) und buchte nur wenige Stunden später eine Dschungelreise bei einer Frau auf der Straße. Ganz ehrlich, diese etwas naive Aktion lässt sich nur durch Schlafmangel erklären, denn nachdem die gute Dame mein Geld hatte, verschwand sie ziemlich schnell, ohne mir meine Quittung zu geben. Es folgte eine aufregende Stunde, in der ich mir nicht sicher war, ob oder ob nicht die Reise in den Dschungel für mich stattfinden würde. Als ich es schon selbst nicht mehr glaubte, wurde ich tatsächlich von einer Gruppe abgeholt und los ging's! (Auch wenn's gut gegangen ist, kann ich Nachmachen in der Art nicht empfehlen!) 
Die Fahrt dauerte vier Stunden, davon zwei im Bus und zwei im Kanu entlang des Rio Grande, bis man sich schließlich auf der Amaru Lodge befand, in der Nähe von Kolumbien. Auch der Mittelpunkt der Erde läuft durch die Lagune vor der Lodge. 
Wer entdeckt die Einfahrt zur Lodge?

Lagune am Erdmittelpunkt
Der Anblick der Lodge war paradiesisch, denn es gab überall Hängematten, schöne Holzhäuser und sogar Toiletten, was wirklich luxuriös war. 

Amaru Lodge
Unser Haus-Kaiman direkt hinter den Holzhäusern
Die Abläufe bei einem solchen Dschungelerlebnis sind immer ähnlich und unterscheiden sich nicht groß von Franzis und Jochens Trip in den Amazonas (nur dass ich Sonne hatte und keinen Regen :-). Zunächst badeten wir also in der Lagune (trotz Angst vor Anakondas, Kaimanen und Piranhas). Alle überlebten und so fuhren wir zum einem geeigneten Platz, um die bissigen Piranhas zu fischen, was meinerseits leider erfolglos blieb. 

Piranha-Zähne sind klein, aber scharf
Paddeln im Sonnenuntergang...

...oder einfach nur genießen
 Nach dem Abendessen suchten wir am Rande des Flussbetts nach denen im Dunkeln leuchtenden Augen von Kaimanen und Schlangen - fanden jedoch keine.
Am nächsten Tag wanderten wir durch den Dschungel und sahen viele Frösche und Bäume, die die indigene Bevölkerung als Malaria-Mittel nutzte, oder einen anderen, aus dem sie das Pfeilgift Curare gewann, um beim Jagen ihre Beute zu betäuben, bzw. zu töten.
Die Rinde enthält Wirkstoffe gegen Malaria - schmeckt bitter!
Als Jane - Lianenschwingen ist nicht so einfach!

Frosch - oder doch ein Prinz?

Haut einer Terantel 

 Auch in dieser Nacht machten wir uns wieder auf die Suche nach den Dschungeltieren und sahen zunächst eine Terantel und eine Giftschlange, die glücklicherweise schneller weg war, als meine Kamera auslösen und ich schreien konnte. 

Und immer wieder Sonnenuntergang

Terantel
 Die drei Tage auf der Lodge vergingen wie im Flug und ein schöner Abschluss war die morgendliche Vogelbeobachtung und der Sonnenaufgang über der Lagune. 


Stinky Turkey - schmeckt nicht, weil das Fleisch stinkt

Endlich wieder eine Hängematte!
Die Dschungeltour war für mich eine große Überwindung (wegen all der Schlangen), aber ich bin froh, dass Franzi mich zu der Fahrt überredet hat, denn, wie immer, war es halb so wild. Daher gilt:  Konfrontationstherapie erfolgreich abgeschlossen. Schlangenphobie größtenteils besiegt!
Die Rückfahrt nach Quito dauerte 12 Stunden, auf denen ich gut Schlaf nachholen konnte. 

Montag, 20. August 2012

Banos - Grollender Vulkan und Tosender Wasserfall

Auch dieses Wochenende haben Kanne und ich wieder einen tollen Ausflug unternommen. Diesmal ging es in den berühmten Badeort Banos.
Blick auf das kleine Bergdorf "Banos"
Banos liegt auf 1800m ü.NN, ca. 150 km südlich von Quito. Neben heißen Quellen hat der Ort mehrere aktive Vulkane (Tungurahua, Sangay, El Altar, ...), Nebelwald und atemberaubende Wasserfälle zu bieten. Nicht zu vergessen ist auch die für den Ort bekannte Süßspeise "Melcoche", eine klebrige, zähe Masse aus Zuckerrohr. Gar nicht so lecker...
Typisches Bild in Banos: "Melcoche-Schlange" 
Thermalbad in Banos
Zuckerrohr kann man hier auch in Saftform kaufen.
Evakuierungs-Route in Banos
Der Samstag beginnt regnerisch. Der seit zwei Tagen wieder aktive Vulkan "Tungurahua" hüllt sich in Wolken. Schade, wir wollten doch Vulkane sehen!
So beschließen wir heute erst mal die Wasserfall-Route zu erwandern. Auf 10 km befinden sich 3 spektakuläre und ein paar kleinere Wasserfälle. Mit dem Bus geht es problemlos für 50 Cent zum 8 km entfernten Wasserfall "Manto de la Novia", was soviel bedeutet wie "Schleppe der Braut". 
Wasserfall "Manto de la Novia"
Durch den Nebelwald, vorbei an Zuckerrohrplantagen, geht es zum zweiten größeren Wasserfall "San Pedro". Das besondere hierbei ist, dass man den Wasserfall von oben bewundern kann. Man läuft (vorsichtig, damit man nicht hinein fällt) bis zum Abgrund, und sieht dann das Wasser in die Tiefe stürzen. So nah am reißenden Bach und vor dem Abgrund, steigt das Adrenalin.
Hier stürzt das Wasser viele Meter in die Tiefe,
Kanne am Abrund mit Geländer, das so wacklig ist, dass es sicher nur zum Anschauen gedacht ist ;-)
Über eine Leiter kann man zum unteren Ende des Wasserfalls hinabsteigen.
Am Fuß des Wasserfalls San Pedro.
Zuckerrohr
Wunderschöne Blumen am Wegesrand.
Wir wandern weiter ins Dörfchen Rio Verde mit dem bekanntesten Wasserfall dieser Gegend, dem "Pailon del Diablo" (zu dt. Senke/Niederung des Teufels). Die bisherigen Erlebnisse der Wanderung haben uns schon so beeindruckt, dass wir nicht glauben, dass dies noch zu toppen ist. Aber als wir am Wasserfall ankommen wissen wir: Dies ist der gigantischste Wasserfall, den wir je gesehen haben! 
Unglaubliche Wassermassen stürzen hier in die Tiefe.
Schäumende Gischt vernebelt die Sicht.
Man kann bis zum Bassin des Wasserfalls hinuntersteigen. Immer wieder bekommen wir einen Schwall Wasser ab, bis wir klitschnass sind. Das Tosen des Wasserfalls ist so laut, dass man sich kaum verständigen kann.


Voller Euphorie über diesen gelungenen Tag, treten wir die Rückfahrt nach Banos an. Busse gibt es keine, aber wir finden noch Platz auf der Ladefläche eines Transporters. 
Rückfahrt nach Banos.

Am Sonntag haben wir strahlenden Sonnenschein in Banos. Der Vulkan mit seinen 5100m ü.NN hüllt sich aber nach wie vor in Wolken. Trotzdem beschließen wir, heute zum Aussichtspunkt zu wandern, um den Vulkan (hoffentlich) aus nächster Nähe zu beobachten. Das bedrohliche Grollen des Vulkans begleitet uns auf unserem steilen, 2,5 stündigen Weg nach oben. Immer wieder sehen wir Aschewolken aufsteigen. Und dann, als wir oben ankommen, hebt sich plötzlich die Wolkendecke und wir erhaschen einige Blicke auf den schneebedeckten, speienden Vulkan. Ein gigantischer Anblick!
Vulkan "Tungurahua"
Apropos Vulkan: Kleine "Mineralwasser-Eruption" im Hotelzimmer.
Abends nehme ich den Bus zurück nach Quito und Kanne reist von Banos weiter ins Amazonasgebiet. Auf der Fahrt, eröffnen sich mir noch einmal herrliche Blicke auf den Vulkan (leider nur durchs Busfenster fotografiert).