Sonntag, 25. November 2012

Stromausfall

Am Freitag war mal wieder Stromausfall (das kommt hier öfter vor). Und das, nachdem ich mit den weiblichen Mitgliedern der Familie (Oma, Mama, 2 Tanten, Cousine) in Twilight war. Die Kids haben sich ganz schön gegruselt, hihi. Ich find unsere Wohnung bei Kerzenlicht sehr gemütlich. Nur weiß man nicht, was man ohne Licht so machen soll. Internet weg, Licht weg, Mikrowelle geht nicht. Und obwohl einem bewusst ist, dass Stromausfall ist, betätigt man trotzdem beim Betreten eines Raums den Lichtschalter...
Ich weiß nicht, wann ich zum letzten Mal Stromausfall in Deutschland hatte. Das muss mindestens 15 Jahre her sein. Gibts sowas bei uns überhaupt noch?
Mein Zimmer im Kerzenlicht.

Trommelwirbel: Ergebnis Spendenaktion

Hallo ihr Lieben,

es ist einfach unglaublich: Die Spendenaktion für die Padres in Imbabura hat das sagenhaften Ergebnis von 4319,52 Euro erzielt. Ich möchte euch allen ganz herzlich für jeden gespendeten Euro danken. Die Padres sind überglücklich, nennen mich nur noch Santa Franziska (dabei habe ich gar nicht so viel gemacht!) und haben uns in ihre Gebete eingeschlossen.
Das Geld habe ich weitergeleitet und die Padres konnten schon erste Arbeiten vornehmen. Das Dach des Klosters ist beispielsweise schon repariert. Am Sonntag werde ich mit Jochen hinfahren und euch die aktuellen Bilder von den Bau-Maßnahmen senden.

Also nochmal vielen tausend Dank auch im Namen der Padres! Mit diesem tollen Ergebnis haben wir nicht gerechnet!

Freitag, 9. November 2012

Guayasamín - Eine Hommage an den Menschen

"Ich weinte, weil ich keine Schuhe hatte, bis ich ein Kind sah, das keine Füße hatte."
Heute möchte ich euch einen beeindruckenden ecuadorianischen Künstler vorstellen: Oswaldo Guayasamín (1919 - 1999). Wenn ihr mal in Quito seid, dürft ihr dieses Museum im Stadtteil Bellavista auf keinen Fall versäumen.

Das Museum teilt sich in 4 Bereiche auf: 
  1. Archäologische Fundstücke aus der Zeit vor der Kolonialisierung: Guayasamín stellt hier seine private Sammlung aus.
  2. Religöse Kunst: Guayasamín war ein Liebhaber der religiösen Kunst, obwohl er selbst nicht religiös war. Nach der Agrarreform von 1964, bei der die großen Haciendas aufgelöst wurden, kaufte er die Gemälde der Hacienda-Kapellen auf.
  3. Werke von Guayasamín: Ein Teil seiner Gemälde werden in der Fundacion Guayasamín ausgestellt. Der andere Teil in der Capilla del Hombre.
  4. Capilla del Hombre (z.dt. Kapelle des Menschen): Diese "Kapelle" ist eine Hommage an den Menschen. Guayasamíns Traum war es hier alle seine Kunstwerke auszustellen. Vor der Fertigstellung der Kapelle (2002) starb er allerdings. Mittlerweile ist die Kapelle fertig und nach und nach sollen alle Kunstwerke aus der Fundacion hier her gebracht werden.
Präkolumbianische Fundstücke

Präkolumbianische Fundstücke 
Im Garten der Fundacion Guayasamín: "Die Familie" - der Vater ist Eingeborener, die Mutter ist Weiße, das Kind Mestizo.
Ein Gemälde aus jüngerer Zeit
Anwesen Guayasamíns. Hier liegt er auch begraben. Mit einem herrlichen Blick auf die Stadt!
Direkt neben seinem Anwesen: Die "Capilla del Hombre".
Capilla del Hombre

Die Bilder Guayasamíns sind sehr beeindruckend und haben mich sehr berührt. Er hat es geschafft, die Geschichte und Ereignisse Südamerikas auf eindrucksvolle und ausdrucksstarke Weise darzustellen. Hier eine kleine Auswahl seiner Werke.

Kuppel in der Capilla del Hombre: Die Minenarbeiter der Mine Potosi (Bolivien) streben zum Licht und zur Freiheit. Jochen und ich waren damals nicht in Potosi, aber in Uyuni haben haben wir Berichte von unseren Mitreisenden gehört. Die Bedingungen dort unter der Erde sind hart. Schon viele haben dort ihr Leben gelassen und Kinderarbeit ist nicht selten.

Mine Potosi - Auf der Suche nach Licht und Freiheit.

Das Pentagon: Der Denker, der Ausführer (ohne Gehirn), der Starke, der Berechnende, der Politiker ohne Skrupel.
Pentagon
Lagrimas de Sangre - Tränen aus Blut: Dieses Bild ist eine Hommage an Salvador Allende, Victor Jara und Pablo Neruda, die sich bis zu ihrem Tod gegen Pinochet auflehnten. 
Hier die Geschichte von Victor Jara: Victor Jara war Gitarrist und Sänger, dessen Texte immer wieder politischen Inhalt hatten. Pinochet ließ Victor Jara daher verhaften und ins Stadion Chile bringen. Victor Jara hörte jedoch nicht auf seine Lieder zu singen. Seine Peiniger brachen ihm die Hände, damit er nicht mehr Gitarre spielen könne. Als Reaktion auf die hämische Aufforderung der Soldaten, er solle doch singen, wenn er ein Sänger sei, erhob Víctor Jara noch einmal seine Stimme, um das Lied der Unidad Popular Venceremos – „Wir werden siegen“, anzustimmen. Daraufhin wurde er zusammengeschlagen und schließlich mit einem Maschinengewehr getötet. 
Hier eines meiner Lieblingslieder von Victor Jara: http://www.youtube.com/watch?v=6osAEpMDziU
Lagrimas del Sangre

Los Manos - die Hände: Hier hat Guayasamín verschiedene Handhaltungen dargestellt. Eindrucksvoll sind die "Hände des Protests".
Los Manos
Los Manos de la Protesta

La Ternura - Die Zärtlichkeit: Dieses Bild stammt aus der letzten Schaffensepoche Guayasamins. Diese Epoche hat er den Müttern dieser Welt gewidmet. Die Bilder handeln von Zärtlichkeit und der Liebe einer Mutter zu ihrem Kind.

La Ternura
Es berührt einen zutiefst, wenn man die Bilder Guayasamins sieht und dazu die Geschichten hört. Unvorstellbar, was hier in Südamerika so alles passiert (ist).
Ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Einblick in seine Werke geben und euch ein bisschen für seine Bilder begeistern. 

Montag, 5. November 2012

Guayaquil - Ein Sommermärchen

Dieser Blog-Eintrag ist den Farben Schwarz-Gelb-Rot gewidmet - den Farben des Barcelona SC, einem der besten Fußballvereine Ecuadors. 

Mit Deutschlandfahne würde ich hier nicht auffallen.
Diesen einmal live zu sehen will ich mir nicht entgehen lassen und so nehme ich 8 Stunden Busfahrt (eine Richtung) auf mich um mit ein paar Freunden (echte Barca-Fans) nach Guayaquil, der Heimatstadt des Barcelona SC, zu fahren. Am Sonntag findet dort das Spiel gegen den Erzrivalen CS Emelec (Heimatstadt ebenfalls Guayaquil) statt. Es verspricht ein spannendes Spiel zu werden!
"We call it a Klassiker"
Mein Gastvater fährt uns zum Bus, was ich ihm hoch anrechne, denn er ist Quito-Fan. Barcelona ist der Erzfeind von Liga-Quito und ich habe ihm gesagt, dass meine Freunde Barca-Fans sind. (Ihr seht, ich blicke hier schon voll durch was Fußball angeht ;-)
Und so nehmen wir den Nachtbus und sind morgens gegen 7 Uhr in Guayaquil. Ich bin recht unausgeschlafen, musste aber einfach die vorbeirauschenden Landschaften und Bananenplantagen betrachten. 
Guayaquil liegt an der Küste und uns empfangen herrliche 26 Grad. Toll dieses Klima. Ich kann gar nicht glauben, dass wir Anfang November haben.
Zuerst besorgen wir die Tickets am Stadion. So früh am Sonntag Morgen ist es noch recht ruhig in der 3-Millionen Einwohner Stadt und am Stadion, so dass wir ohne Probleme unsere Tickets bekommen.

Das Stadion bzw. der "Tempel"
Am Flussufer in der Nähe des Stadions. Alles ist dem B.S.C gewidmet.
Danach ist Frühstück und Sightseeing angesagt. Zuerst fahren wir zum Malecón 2000 - eine schön angelegte Uferpromenade am Fluss Guayas im Zentrum der Stadt. Leider ist es etwas bedeckt.
Malecón 2000 mit Blick auf den Fluss Guayas.
Cerro Santa Ana - Der Hausberg von Guayaquil mit seinen bunten Häuschen.
Turm am Malecón. 
Kleiner Park am Malecón. Hier hole ich erstmal ein bisschen Schlaf nach, bevor es weiter geht.
Ein Luftballon im Fluss ist das Highlight aller vorbeikommenden Kinder.
Juan Valdez suchen wir leider vergeblich im Zentrum und am Malecón. Und so gibts nur einen Kaffee von Burger King. Aber irgendwie muss ich ja einigermaßen wach den Tag überstehen! Gegen 10 Uhr füllen sich die Straßen und das gelbe Fieber beginnt: So gut wie jeder trägt heute ein gelbes Trikot vom B.S.C. Die Busse und Autos sind mit Fahnen und dem Wappen des B.S.C. geschmückt. Nur ganz vereinzelt sieht man mal ein blaues T-Shirt des Emelec...

Kirche San Francisco
Die Kathedrale
Im Stadtpark ("Parque de Iguanas") laufen Leguane frei herum.
Leguan und Vögel im Baum
Das Staatswappen im Parque de Iguana.
Gegen 14 Uhr machen wir uns dann auf zum Stadion. Der Bus muss zwischendurch einen 10 minütigen Stop einlegen, weil der Fan-Zug des Emelec (Fans, Fahnen, Trommeln und Trompeten) unseren Weg kreuzt und kein Ende zu nehmen scheint. Hier steigen wir mit unseren gelben T-Shirts besser nicht aus...

Mittlerweile ist die Sonne herausgekommen und es ist ein herrliches Wetter bei ca. 30 Grad.
Blick auf den Rio Guayas.
Brücke zum Stadion.
Die Massen Strömen in Fan-Zügen heran.
Immer schön Schlangen bilden: Der Vorplatz des Stadions erinnert an einen Gefängnishof in dem die Insassen grade "Auslauf" haben. 
Am Eingang des Stadions fürchte ich dann doch um mein Leben. Es wird geschupst und gedrängelt. Jeder will zuerst rein. Ich habe Angst entweder tot getrampelt oder erdrückt zu werden. Doch alles halb so wild, nach 10 min sind wir drin! 8.000 Emelec-Fans, 81.999 Barcelona-Fans und 1 Ausländerin (ich). Wahnsinns-Gefühl!!! Die Stimmung ist bereits 2 Stunden vor dem Spiel extrem gut! Nach Rechts, in Richtung des blauen Fan-Blocks, fliegen immer wieder nicht ganz so nette Worte, Pfiffe und Gesten. Dabei hat das Spiel noch gar nicht angefangen!!! Als die La-Ola dann immer links von uns abbricht, fliegen die bösen Worte und Pfiffe dann eine Zeit lang nach links. Bis sie es endlich kapiert haben und mitmachen :-)
Das Stadtion bis auf den letzten Platz gefüllt (Kapazität: 90.000)
Bier wird wenig getrunken im Stadion, dafür umgibt mich eine konstante Marihuana-Wolke. Gürtel mussten am Eingang abgegeben werden (Sicherheitsvorschriften existieren auch hier) und viele sind während des Spiels immer wieder damit beschäftigt ihre Hosen hochzuziehen. Ein witziger Anblick!
Einzug von Emelec 
Einzug von Barcelona 

Fan-Gesänge: Das Lied des Barca SC

Anpfiff
Rote Karte für Emelec nach 10 Minuten.
Am Ende steht es 5:0 für Barcelona, die Stimmung ist grandios und der Halsbonbon-Verkäufer ist heiser als die Barcelona-Fans. Am Ausgang verkaufen Kinder die gefundenen Gürtel. Ob jeder seinen wieder findet???
In einem langen Fan-Zug geht es zurück ins Zentrum. Einige sind zu faul zum Laufen und entern die vorbeifahrenden Pick-Ups. Es fühlt sich an wie bei der WM 2006 in Deutschland nach dem Public Viewing. Ein Sommermärchen!

Gegen 22 Uhr nehmen wir den Bus zurück nach Quito. Wenn man mich fragt, ob es sich gelohnt hat 16 Stunden (2 Nächte) im Bus zu verbringen für 90 min Fußballspiel: Ja, das hat es und ich würde es jederzeit wieder tun!

2. November - Dia de los Difuntos

Am 2. November ist hier Feiertag - Tag der Toten bzw. Allerseelen ("Dia de los Difuntos"). Das typische Getränk ist die Colada Morada, ein heißes, süßes, dickflüssiges Getränk aus Früchten und rotem Mais-Mehl. Aber lecker! 
Außerdem werden in den Familien "Guaguas de Pan" - "Babies aus Brot" gebacken. Diese erinnern vom Teig her an unsere Martins-Männer zu St. Martin und sind gefüllt mit Marmelade, Eischnee oder Schokolade. MMMMhhhh lecker!
Einige Familien besuchen an diesem Tag ihre toten Angehörigen auf dem Friedhof und trinken dort ihre Colada Morada. Wir essen und trinken zu Hause.
Guagua de Pan und Colada Morada.
Beim Backen haben wir sehr viel Spaß. Meine Gastbrüder Sebastian und Erik formen sich gegenseitig aus Teig. Was für beide nicht sehr vorteilhaft endet. Und es kommen so nette Sprüche wie "Um Papa zu formen reicht der Teig nicht aus". 
Für die Füllung werden alle Guaguas einer "OP" unterzogen: Aufschlitzen, Füllen, Zukleben.
Hier die besten Bilder des Tages:

Nofi und ich mit unseren Guaguas
Linkes Guagua: Erik, rechtes Guagua: Sebastian

Guaguas im OP
Dieses Guagua de Pan hat eine schlimme OP hinter sich und sieht etwas fertig aus.


Nach dem Backen feiern wir (wie angekündigt) noch ein bisschen meinen 30. Geburtstag mit der Familie.
Mein Geburtstagskuchen
Meine Familie (v.l.n.r): Opa, Mama, Cousine Nofi, ich, Tante Gaby, Oma, Papa, Schwester Camila 

Cousine Mishell
Cousin Josua.
Und um die überschüssigen Kalorien von so viel Guagua und Kuchen loszuwerden, gehts abends mal wieder Tanzen in die Foch. Jetzt ist mein Geburtstag endgültig besiegelt ;-)