Sonntag, 30. September 2012

Spendenaktion: Besuch aus Imbabura


Am letzten Wochenende hatten wir außerordentlich netten Besuch. Der Cousin meiner Gastmutter Carmen ist Padre und wirklich ein Unikat. Sein Glaubensbruder hat ihn mit Sid aus Ice Age verglichen (zumindest vom Aussehen) und ich kann dem nur zustimmen ;-) Wir hatten zwei sehr vergnügliche Abende!
Bei uns im Esszimmer: Die Padres sind eine sehr lustige Truppe! Rechts neben mir Carmens Cousin, immer gut gelaunt.
Zusammen mit einigen anderen Padres seines Ordens „Familias del Corazón Inmaculado de María“ (aus aller Herren Länder: Ecuador, Kolumbien, Brasilien, Ungarn, Italien...) lebt er in einem kleinen Dorf ca. 2 Stunden von Quito entfernt in einem Nonnenkloster. Sie haben zahlreiche Projekte dort um den Menschen ein besseres Leben zu ermöglichen und Ex-Diebe (bzw. deren Familien) wieder in die Gesellschaft einzugliedern. Da sie sich hauptsächlich durch Spenden finanzieren, fehlt das Geld natürlich an allen Ecken und Enden. Momentan haben sie 3 größere Baustellen:
  • Bau eines Brunnens bzw. Wasserbasins: Der Konvent benötigt dringend eine Wasserquelle um z.B. die kleinen Felder zu bewässern (die eine wichtige Nahrungs- und Geldquelle sind). Vor Kurzem wurde ihnen die Benutzung der bisherigen Wasserquelle verboten, da sie Eigentum einer Hacienda ist. Das Wasser aus dem Hahn ist zu teuer um es für die Felder zu nutzen.
    Felder und Kapelle mit Wohnhaus der Nonnen. 
    Felder und Hasenställe
  • Reparatur des Daches: Das Dach des Klosters ist am Einstürzen und muss dringend repariert werden um „die Nonnen zu retten“ wie der Padre sich mit einem zwinkernden Auge ausdrückte.
    Das Dach wird gestützt.
  • Bau eines kleinen Gebäudes: Damit die Kinder, die tagsüber betreut werden, ein Dach über dem Kopf haben und an Weihnachten nicht im Regen singen müssen, wollen die Padres ein kleines Gebäude bauen. Von den Nonnen und den Padres werden bis zu 150 Kinder täglich betreut (an Weihnachten kommen bis zu 300 Kinder). Die Kinder erhalten dort ein warmes Mittagessen und die Größeren eine Ausbildung z.B. zum Bäcker oder Schneider. So lernen sie, dass man Geld auch auf legale Weise verdienen kann.
Über die Ferien wurden die Kinder in einer Schule betreut. Nun hat der Unterricht wieder angefangen und die Kinder "sitzen auf der Straße".
Kinderbetreuung und Mittagessen
Die Kinder bekommen eine Ausbildung.
Diese 3 Projekte wollen bzw. müssen sie bis spätestens Ende des Jahres realisieren. Mit großer Anstrengung und durch Spenden konnten sie schon 3000 Euro für die Materialien sammeln. Es fehlen noch rund 6000 Euro. Ich möchte dem Padre und seinen Projekten gerne helfen und hoffe auf eure Mithilfe. Wenn ihr spenden wollt dann am besten bis Ende Oktober auf mein Konto und ich werde den Padres das Geld persönlich übergeben. Natürlich werde ich euch über den Stand des Projektes auf dem Laufenden halten. Bitte leitet dies auch an Freunde und Bekannte weiter! Die Padres danken euch von Herzen!

Franziska Ebert
Kontonr: 1001286002
BLZ: 12030000 (Deutsche Kreditbank Berlin)

Hier noch ein paar Bilder aus Imbabura. Ich war noch nicht persönlich dort, werde das aber bald nachholen. 

  






Wenn ihr weitere Fragen zum Projekt habt, meldet euch einfach!

Samstag, 22. September 2012

Physikstunde am Äquator: Wie rum fließt das Wasser auf Nord- bzw. Südhalbkugel ab?

Heute möchte ich der Legende auf den Grund gehen, ob Wasser auf der Nord- bzw. Südhalbkugel in unterschiedlicher Richtung abfließt. Im Museum "Inti Nan" (z.dt. "Weg der Sonne") an der Äquatorlinie wird dieses Experiment gezeigt.

Der Äquator liegt ca. 25 km nördlich von Quito. Mit dem Bus ist "die Mitte der Welt" (= "Mitad del Mundo") problemlos in einer halben Stunde zu erreichen. Der Franzose La Condamine hat hier 1736 als erster Europäer die Lage des Äquators bestimmt.
Äquatordenkmal
Die Äquatorlinie: Ich stehe mit einem Bein auf der Nordhalbkugel, mit dem anderen auf der Südhalbkugel.
Die Sonnenuhr am Äquator sieht etwas anders aus als bei uns: Sie ist senkrecht aufgestellt und die Stunden gehen nur bis  18 Uhr, denn die Sonne scheint hier das ganze Jahr über nur von 6-18 Uhr (plus-minus ein paar Minuten).
Rund um das Äquatordenkmal wurde ein kleines, künstliches Dorf errichtet. Es gibt einige Museen, in denen z.B. die Geschichte der Berechnung des Äquators gezeigt wird oder Quito zur Kolonialzeit. In einer kleinen Kirche, durch die der Äquator läuft, kann man sich trauen lassen. Die obligatorischen Kunsthandwerks-Läden ("Artesania") gibt es natürlich auch hier.
Kirche, durch die der Äquator läuft.
Im Museum "Quito kolonial"
Neuesten Berechnungen zu Folge (und dank GPS) hat sich herausgestellt, dass sich die eigentliche Äquatorlinie ca. 200m weiter nördlich befindet. Man hat auch herausgefunden, dass die Inkas schlauer als die Europäer waren und schon vor über 1000 Jahren genau auf dieser Linie einen Tempel errichtet hatten. An der tatsächlichen Äquatorlinie gibt es ebenfalls ein Museum. Das Museum "Inti Nan" ist hübsch gestaltet und neben südamerikanischer Ethnologie hält es einige Experimente zur Corioliskraft bereit. 
Nun am richtigen Äquator im Museum "Inti Nan"
Totems der verschiedenen Regionen Südamerikas
Das Experiment, weswegen ich hier bin, zeigt, dass das Wasser auf der Nordhalbkugel gegen den Uhrzeigersinn und auf der Südhalbkugel im Uhrzeigersinn aus einer Wanne läuft. Begründet wird das ganze mit der Corioliskraft. Am Äquator hebt sich die Corioliskraft auf und das Wasser läuft ohne Strudel aus der Wanne. Hier gibts auch ein youtube-Video dazu:

Glauben kann ich das ganze jedoch nicht. Die Corioliskraft gibt es zwar wirklich, aber Auswirkung auf das bisschen Wasser hat sie sicher nicht. Es ist eher so, dass durch das Eingießen des Wassers in die Wanne eine Fließrichtung entsteht und somit das Wasser in einem Strudel abfließt. 
Auf der Nordhalbkugel fließt das Wasser gegen den Uhrzeigersinn ab.
Da heute der 22. September ist, lerne ich auch gleich noch etwas über das Äquinoktium oder die Tagundnachtgleiche. Am 23.9. bzw. am 21.3. ist ja Herbst- bzw. Frühlingsanfang. An diesen zwei Tagen läuft die Sonne genau senkrecht über den Äquator und Tag bzw. Nacht sind genau gleich lang. Um Punkt 12 Uhr kann man dann auf der Sonnenuhr keinen Schatten sehen. Vom 24.9.-20.3. scheint die Sonne dann eher von Süden auf die Sonnenuhr und vom 22.3.-22.9. eher von Norden.

Heute am 22.9. ist der Schatten der Sonnenuhr fast schon genau auf der Äquatorlinie.
Ein sehr lehrreicher Tag am Äquator geht zu Ende. Auch wenn die Experimente im Inti Nan Museum gefaked sind, lohnt sich ein Abstecher.

Freitag, 14. September 2012

Mein Projekt: Casa Hogar

Meine Arbeitsstätte "Casa Hogar" befindet sich in einem Randbezirk von Quito, auf einem Berg mit wunderschöner Aussicht auf Quito und die umliegenden Nevados. Frei übersetzt bedeutet "Casa Hogar" "Haus 'Zuhause'". In diesem Heim werden Mädchen aller Altersstufen aufgenommen, die zu Hause nicht mehr wohnen können, da sie beispielsweise Gewalt durch die Eltern ausgesetzt sind. Das Haus bietet ca. 15 Mädchen ein Zuhause. Tagsüber kommen nochmal so viele hinzu (aus armen Verhältnissen), die zwar zu Hause schlafen können, aber bei denen sich die Eltern tagsüber nicht um die Kinder kümmern (können). Geführt wird das Haus von Augustiner-Schwester Ana Maria aus Peru, die ich so gut ich kann unterstütze, denn ihr könnt euch vorstellen, dass es mit 30-35 Kindern ganz schön stressig zu gehen kann. Ein- bis zweimal die Woche kommen noch ein Arzt und eine Psychologin ins Haus. Außer mir sind noch 2 andere Volontärinnen (aus den USA) hier, die aber jeweils nur 2 Stunden an 2 Tagen der Woche kommen. 
Das Türschild
Meine Aufgaben suche ich mir selbst, was mir als Consultant nicht schwer fällt ;-) Und jeder Tag bringt neue Herausforderungen: 
- 35 Namen lernen, die sich alle gleich anhören: Mayori, Magali, Marciel, ...
- alleine kochen mit Zutaten, die ich nicht kenne, 
- Bruchrechnen auf Spanisch erklären,
- Kaninchen einfangen,
- Drachen basteln, 
- Hühnerfüße essen (-> gar nicht so schlimm!),
- mich vor nassen Kinderküssen retten,
- Drucker installieren und Internet einrichten,
- zum 100. Mal erklären, wie man mit Messer und Gabel isst,
- Finger verarzten und Medizin verabreichen,
- das Chaos im Hausaufgaben-Raum verstehen
- ...

Ich habe noch so einige Ideen, aber die Zeit zwischen 10 und 16 (oder 17) Uhr ist einfach zu kurz um alles zu schaffen. 
Die Küche: Hier wird es zwischen 11 Uhr und 1 Uhr richtig stressig.
Diese zwei kommen nur zur Nachmittagsbetreuung
Unsere "Nena" (z.dt. "Kleine"): Die 2-jährige Camila.
Fußballspielen im Garten
Hausaufgaben machen mit Volontärin Nicole.
Der Hühnerhof
Hasenställe mit ca. 40 Hasen
Der Hausaufgaben-Raum: Die Schränke lieber zu lassen!
Hundeblick: Der Haushund Camilo wohnt eigentlich auf der Straße, kommt aber trotzdem immer irgendwie rein und bettelt ständig um Essen. 
Noch ein Bild für alle Freunde des Wortspiels: Entdeckt auf dem Weg zur Arbeit.
Die Arbeit mit den Kindern (die alle total süß und anhänglich sind) macht sehr viel Spaß, aber es ist auch wahnsinnig anstrengend (z.B. allen gleichzeitig zu zuhören) und ich freue mich nun auf mein Wochenende! 

Weihnachten steht vor der Tür

Auch hier wird es bereits Mitte September weihnachtlich:
Weihnachten steht vor der Tür
Hat schon jemand Lebkuchen gekauft (und gegessen)? 

Montag, 10. September 2012

Der 15. Geburtstag

Am Samstag durfte ich an einer ganz besonderen ecuadorianischen Tradition teilnehmen: Dem 15. Geburtstag meiner Gast-Großcousine. 
Der 15. Geburtstag eines Mädchens wird hier in großem Kreis gefeiert, fast so groß wie eine deutsche Hochzeit. Nur nicht in Weiß, sondern alles in Rosa: Rosa Kleid, rosa Tischschmuck, rosa Torte, rosa Blumen,... Die Eltern und Taufpaten des Geburtstagskindes richten das Fest aus, welches das Mädchen in die Gesellschaft einführen soll, d.h. das Werden des Mädchens zur Frau.  
Alles in Rosa!
Da ich kein Kleid dabei habe, und der Rest der Familie neue Kleider braucht (denn man darf auf keinem Familienfest mit demselben Kleid nochmal erscheinen), wird am Samstag morgen eingekauft. Für mich ist die Suche nicht ganz einfach, denn alle Kleider sind für deutsche Frauen zu kurz und Farbe und Stil weichen doch etwas von dem ab, was man so kennt. Aber trotzdem schaffen wir es innerhalb von 30 min 3 Cocktailkleider und ein Paar Schuhe zu erstehen. Wahnsinn, wie entschlussfreudig die Ecuadorianerinnen sind ;-)

Das Fest beginnt um 18 Uhr mit einer Messe, zu der wir natürlich nach guter alter südamerikanischer Tradition 25 Minuten zu spät kommen. Aber das ist nicht so schlimm, denn der Pfarrer redet sehr langsam, so dass wir nicht viel verpasst haben können. In der Messe wird die 15-jährige (die "Quinceanera") gesegnet und bekommt von ihren Eltern neue Schuhe (natürlich in Rosa) angezogen, die sie auf ihrem weiteren Lebensweg führen und schützen sollen. Schüler der Polizeiakademie begleiten die Quinceanera an diesem Abend.

Alle Gäste werden in der Kirche mit der Quinceanera fotografiert.
Nach der Kirche geht es zum Feiern und Essen in einen "Salon", ein festlich geschmückter Raum mit Kronleuchtern und Spiegeln. Es gibt einige Programmpunkte an diesem Abend, z.B. muss die Quniceanera mit allen Polizeischülern Walzer tanzen, eine kleine Rede halten, 15 Kerzen an die wichtigsten Personen ihres Lebens verteilen, eine Torte anschneiden, den ganzen Abend Lächeln ;-) und es werden für sie romantische Lieder gesungen.
Der "Eröffnungswalzer"
Eine kleine Rede der Quinceanera.
Die Geburtstagstorte wird angeschnitten.
Essen gibt es weniger, als wir das von deutschen Festen kennen. Das ist auch gut so, denn dann kann man besser tanzen. Und getanzt wird viel und ausgelassen (z.B. "Macarena" oder Cumbia). 
Meine neues Kleid (zu kurz!) mit mir, meiner Gastmutter Carmen und Gastschwester Camila. Die kleinen Mädchen werden hier alle in Prinzessinnenkleider gesteckt. Süß!
Auf jeden Tisch wird eine Flasche Whiskey und eine Flasche Wasser gestellt. Das sind die Getränke des Abends. Bis um 2 Uhr ist der letzte Tropfen geleert.
Mein Gastbruder ziert sich etwas beim Tanzen (er ist 13). Aber wenn seine Tante ihn auffordert, darf er nicht Nein sagen ;-)
Cousins und Cousinen
Die Quinceanera (und ich) haben gut durchgehalten und um 3 Uhr falle ich todmüde ins Bett.

Samstag, 1. September 2012

Erste Eindrücke von Quito

Jetzt bin ich schon 4 Wochen in Quito und hab euch noch gar keinen Bericht geschickt. Hier eine kleine Zusammenfassung der letzten 4 Wochen. Kanne ist daher noch auf einigen Bildern zusehen, obwohl sie mittlerweile schon wieder gut in Deutschland gelandet ist. 

Quito mit seinen 2 Mio Einwohnern liegt auf 2800m ü.NN in einem langgezogenen Tal umgeben von etlichen (aktiven) Vulkanen. Der höchste Vulkan hier in der Gegend - und einer der höchsten aktiven Vulkane der Welt - ist der Cotopaxi mit 5897m, den man von fast überall sehen kann.
Quito-Süd und im Hintergrund der schneebedeckte Cotopaxi.
Das Zentrum besteht aus 2 Stadtteilen: Mariscal - das Café- und Ausgehviertel und der historischen Altstadt im Kolonialstil mit vielen kleinen Gässchen. 
Mein neuer Lieblingsnachtisch: Brötchen aus Yuca mit Nutella im Viertel Mariscal. 
Basilika im historischen Zentrum von Quito
Sternwarte im Park Alameda (Zentrum).
Wachposten im Präsidentenpalast
"Freiheits-Statue" von Ecuador auf dem Rathausplatz: Den Helden des Unabhängigkeitskrieges gewidmet.
Plaza San Francisco mit Blick auf den Berg "Panecillo" mit Jungfrauenstatue.
Plaza San Francisco 
Gässchen im Altstadtviertel
Stadtplan von Quito in wunderschöner Intarsien-Arbeit im Stadtmuseum.
Reichenviertel "Bellavista" (z.dt: schöne Aussicht) 
Auf dem Panecillo
Blick vom Panecillo auf die Altstadt und Quito Nord.
Kanne und Franzi auf dem Panecillo. Blick Richtung Quito Süd.
Ich wohne ganz im Norden der Stadt im Stadtteil "La Ofelia". Mit dem Bus ist es ca. 1 Stunde ins Zentrum, daher hab ich es auch erst dreimal ins Altstadtviertel geschafft. Bei wenig Verkehr kann man es mit dem Taxi in 30 min schaffen. Hier im Haus wohnen ca. 15 Personen (4 Generationen) und 6 Hunde (davon 4 Welpen, die in der Nacht geboren wurden, als ich ankam).
Die kleinen Welpen sind so süß! 3 haben noch keinen Besitzer...
Blick von unserer Dachterasse
Mein kleines Zimmer
Der stolze Familienvater "Peluchin"
Kleiner Teil meiner Gastfamilie: meine Gastmutter Carmen, Gasttante Gaby, Gastschwester Camilla und Carmens Vater. 
Canelazo-Trinken in der Canelazo-Straße "La Ronda".
La Ronda
Weitere Berichte und Bilder von Quito folgen!